Efeu, der mythologische Tausendsassa!
Wer kennt nicht, den über Hauswände rankenden, ganze Fassaden verzierenden Wucherer. Mit seinen unzähligen kleinen Haftwurzeln hält er sich an allem fest, das in die Höhe wächst.
Und so habe ich ihn auch kennengelernt. Mein Elternhaus war nordseitig immer mit Efeu bewachsen. Als ich das Haus übernahm, wurde ein Teil der Pflanze entfernt. Man war ja der Meinung, Efeu schadet der Hausmauer. Gott sei Dank war die Mauer in kurzer Zeit wieder grün und ist es bis heute geblieben.
Meine nächste Begegnung mit Efeu war 15 Jahre später. Ein kleines Heft der Abtei Neuburg (D) erweckte meinen Wunsch, über die Gattung Hedera mehr zu erfahren. Bücher zeigen aber auch Pflanzbeispiele. Plötzlich fand ich im Garten jede Menge Plätze, die schon lange auf Efeu gewartet hatten.
Sammeln kann man ja auf unterschiedliche Weise. Bei mir kommt zuerst eine freie Gartenecke, ein Gitter oder eine Säule, die sich für einen Efeubewuchs eignen würden. Danach suche ich die Pflanzen aus. Meine Auswahlkriterien sind Farbe und Panaschierung, Blattgröße und –form, kletternd oder bodendeckend und natürlich die Wuchsfreudigkeit.
Botanik
Hedera helix gehört zur Familie der Araliengewächse . Ursprünglich stammt er aus den tropischen Regenwäldern. Nun ist er in ganz Europa verbreitet und kommt mittlerweile in vielen Kultur- und Gartenformen vor.
Der Gattungsname Hedera stammt von gr. ‚hedra‘ (das Sitzen), womit das Haften der Pflanze an Mauern und Bäumen gemeint ist. Der Artname helix, von gr. ‚helix’ (= Gewundenes), beschreibt das Emporwinden des Efeus an Bäumen. Im Altertum war er den Göttern des Weines geweiht und stand somit für Heiterkeit und Freundschaft. So wurden der altägyptische Osiris, der griechische Dionysus und der römisches Bacchus mit Wein- und Efeulaub bekränzt dargestellt.
Der Efeu ist ein kriechendes oder kletterndes Holzgewächs. Mit Haftwurzeln haftet er an seiner Unterlage. Efeu ist jedoch kein Parasit, der dem Baum Wasser entzieht oder ihm sonst schadet. Er nützt den Baum lediglich als Klettergerüst.
Nach 5-10 Jahren ändert Efeu sein Wuchsverhalten. Er klettert nicht mehr und wächst nun strauchartig weiter. Seine Blätter sind in dieser Altersform herzförmig bis länglich. Nun bildet er auch spät im Jahr Blüten, meist ab Ende August bis November. Die Früchte reifen von Januar bis April. Bei manchen Sorten färben sich mit Eintritt des Winters die Blätter rotbraun, allerdings nur im Freiland. Der Stoff, der diese Färbung bewirkt, wird temperaturabhängig gebildet
Hedera helix ist unter der Winterhärtezone 6b ( -20°) eingestuft. Buntlaubige Sorten sind etwas frostempfindlicher, tolerieren aber Temperaturen bis etwa -10 °.
Neben Heder helix sind in unserem Klima noch Hedera colchica (Heimat Kaukasus) und Hedera hibernica (Heimat Irland, Spanien usw.) winterhart. Arborescens ist weder eine Art noch Sorte, es bezeichnet lediglich die Strauchform (Altersform) einer Efeupflanze.
Abschlussplädoye
Efeu hat zu Unrecht den Ruf eine "Friedhofspflanze" oder ein ungestümer Wucherer zu sein. Er ist extrem vielseitig einsetzbar und verlangt nicht mehr Aufmerksamkeit als andere Pflanzen. Als Bodendecker ist Efeu trotz der dichten Struktur verträglich gegenüber höheren Zwiebelgewächsen und kräftigen Stauden. Pflanzt man Efeu an der Hauswand oder als Sichtschutzhecke (an Zäunen) kann man als optische Auflockerung andere Kletterpflanzen, wie z.B. Rosen und Clematis, einbringen. Efeu bietet Tieren wie Bienen, Schmetterlingen, Amseln und Grünfinken Lebensraum. Er ist aber auch Brutstätte für viele Vögel. Besonders im Winter ist er mit seinem immergrünen Laub ein wichtiger Schutz für Insekten und Vögel. Die späte Blütezeit und die schwarzen Beeren sind gerade in der nahrungsarmen Zeit ein gefundenes Fressen!